Der größte Teil unserer natürlichen Umwelt besteht aus kristallinen Substanzen. Während die Anzahl der elementaren Grundmuster des Kristallaufbaus begrenzt ist, können, sofern das Kristallwachstum beeinflusst wird, die äußeren Formen von Kristallen sowie ihre gegenseitige Zuordnung nahezu unbegrenzt sein. Dazu tritt die Eigenschaft an sich farbloser Kristalle, unter polarisiertem Licht in unterschiedlichsten Interferenzfarben zu erstrahlen. Die Vielfalt dieses Doppelspiels bleibt unseren Augen normalerweise verborgen. Erst unter dem Mikroskop erschließt sich diese Welt überraschender Strukturen und Farben.
Innerhalb einer Fülle
weniger anspruchsvoller Kristallmuster können sich
Strukturen einzigartiger Schönheit verbergen. Sie gilt
es zu entdecken. Mit dem entsprechenden Instrumentarium
werden diese Entdeckungen bewusst nach dem
ästhetischen Empfinden gestaltet, weil der Lichtstrahl
so geführt werden kann wie ein Maler Pinsel und Farbe
einsetzt: es müssen Größen, Ausschnitte und
Proportionen gefunden werden - anschließend werden
ihnen Farben, Farbnuancen und Kontraste verliehen.
Dadurch entstehen bilder außerordentlicher
Impressivität. Fotografieren ist der komplizierte Versuch,
diese Eindrücke festzuhalten: aus Realem erwächst
Surreales. Jedes Bild ist einmalig und niemals wiederholbar.
Damit wird der Bereich der Naturwissenschaften bewusst verlassen.
Eine neue eigenwillige Verbindung zwischen Kunst und Natur ist
entstanden.
Obwohl keines der bilder
jemals zuvor gesehen wurde, lösen viele ihrer
Strukturen und Farben sofort Bezüge zu unserer
bekannten Umwelt aus oder erwecken entfernte Erinnerungen.
Andere bleiben uns fremd und unbekannt. In jedem von uns
rufen sie andere - ganz individuelle - Assoziationen
hervor. Die wahrgenommenen bilder werden zum Spiegel
unserer eigenen Erfahrungen.
Ein Grund für den unmittelbaren Zugang zu diesen
bildern liegt darin, dass sie keine Botschaft vermitteln wollen,
denn im Gegensatz zu vielen bildern der
nicht-gegenständlichen Malerei benötigen sie keine Form
der Kommentierung. So entfallen emotionale Barrieren zwischen
Betrachter und Bild. Es wird in umgekehrter Richtung
möglich, eigene Vorstellungen, Fantasien und Träume in
ein nicht durch fremde Inhalte besetztes Feld zu
projizieren.