....... Auf dem Doppelspiel
aus Strukturen und Interferenzfarben beruhen Zauber und
Faszination dieser bilder.
Mit diesen bildern wird
wieder die alte Frage nach den Beziehungen zwischen Kunst
und Natur aufgeworfen.
Die Diskussion über
diese Beziehungen entbrannte zu Beginn des vergangenen
Jahrhunderts, als sich die Malerei der
nichtgegenständlichen Darstellung zuwandte. Zur
Bewältigung ihrer selbstgestellten künstlerischen
Ziele benötigten die Maler die Motive der sichtbaren
Wirklichkeit immer weniger. Sie abstrahierten und
verzichteten am Ende ganz auf diese. Sie erdachten
Strukturen und Formen und benutzten diese als scheinbar
ureigene Symbole in ihren bildern.
Um so größer war die Überraschung,
als man in den folgenden Jahren gleiche oder ähnliche Strukturen und
Formen unter dem Mikroskop entdeckte. Diese waren also doch Erscheinungen
einer objektiven Realität, wenn auch nicht einer unmittelbar sichtbaren.
Die Formen einer
Kunstrichtung, die sich programmatisch von der Natur
abgewandt hatte, fanden sich ausgerechnet in der Natur
wieder.
Es bedarf nicht vieler Phantasie, sich vorzustellen, dass damit eine heftige Diskussion um diese seltsame Parallelität entbrannte. Mancher Maler sah sich durch die stumme Natur einem Erklärungsdruck ausgesetzt. In Zeugnissen dieser Zeit kann man nachlesen, wie vehement versucht wurde, die Grenzen von Kunst und Natur möglichst weit auseinander zurücken.
Das Ästhetische ist
nicht allein ein kunstwissenschaftlicher Begriff, sondern
auch ein physiologischer
Untersuchungsgegenstand.
Seit Begründung der
experimentellen Psychologie durch Theodor Fechner im 19.
Jahrhundert, geht man der bis heute unvollständig
gelösten Frage nach, welche Voraussetzungen ein
betrachtetes Muster haben sollte, um bei der Wahrnehmung
ästhetische Empfindungen auszulösen.
Die
Informationstheorie versuchte Mitte des 20. Jahrhunderts
ästhetische Inhalte von Mustern zu objektivieren. Sie
ging von einer wichtigen Beobachtung aus: In Hinsicht auf
das Muster scheint eine Balance zwischen Ordnung und
Komplexität eine wesentliche Rolle zu spielen. Die
Grenzsituationen verdeutlichen das: völlige Ordnung
empfinden wir als langweilig, totale Komplexität als
verwirrend. Ästhetisch bedeutungsvoll werden
Mischungen aus deterministischen und stochastischen Mustern
erlebt.