Sterne. Bei Gott brennt Licht.
Jules Renard (1, 159), Tagebuch, 19. Juni 1899
Die Erde ist ein Planet, der kaputt ist; das Ding ist in ewiger Reparatur.
Kurt Tucholsky (2, 679), Deutsches Tempo
So viele Fackeln? Was soll der unendliche Äther und jene unendliche klare
Tiefe? Diese unmeßbaren Einsamkeiten, was bedeuten sie uns? Und ich,
was bin ich? So frage ich mich und bedenke des Raumes erhabene, unermeßliche
Weiten und die unzählbaren Scharen seiner Geschöpfe, dann all das
vielfache Regen, sich Fortbewegen der Köper am Himmel, auf Erden, die
rastlos kreisen und immer dorthin, von wo sie kamen, zurückkehren werden,
und errate nicht, wem das nützt, wozu das fruchtet.
Giacomo Leopardi (2, 165), Nachtgesang eines Hirten
O Sonne, o Himmel, wer seid ihr? Wir haben das Geheimnis und Gesetz eurer
Bewegung erlauscht. Blinde und vielleicht gefühllose Kräfte in der
Hand des Wesens aller Wesen, verdient die Welt, über die ihr herrscht,
unsere Ehrfurcht? Der Umsturz der Reiche, das wechselnde Antlitz der Zeiten,
die Völker, die geherrscht haben, und die Menschen, die das Schicksal
dieser selben Völer bestimmt, die wesentlichen religiösen Anschauungen
und Gebräuche, die Religion, die Kunst, Moral und Wissenschaft -, all
das, als was kann es erscheinen? Ein fast unsichtbares Atom, das man Mensch
nennt, das auf der Oberfläche der Erde kriecht, dessen Lebenszeit nur
einen Tag währt und das mit einem Blick das Schauspiel des Weltalls zu
allen Zeiten umspannt.
Marquis von Vauvenargues (1, 164f), Reflexionen und Maximen
Die Himmel über und über von Unsagbarem erfüllt. Die Milchstraße
wie eine übermenschliche Symphonie, eine Ode universeller Unbestimmtheit,
Wort und Ton verschmähend - eine lodernde Flamme der Gottheit, adressiert
an die Seele. Alles still - die unbeschreibliche Nacht und die Sterne - weit
weg und still.
Walt Whitman (2, 167), Tagebuch
Müssen wir nicht annehmen, daß irgendwo im Universum ein Fünkchen
Falschheit und Hohn glimmt? Haben wir nicht ein Recht, uns über diese
Behandlungsweise ernstlich zu erzürnen? Sind wir geköderte Forellen?
Sind wir die Hanswürste der Natur? Ein Blick in das leuchtende Antlitz
des Himmels und der Erde läßt alles Nörgeln verstummen und
führt uns zu weiseren Einsichten. Für den Blick des Tieferschauenden
verwandelt sich die Natur in eine unendliche Verheißung, die nicht vorschnell
erfüllt sein will. Ihr Geheimnis ist stumm.
Ralph Waldo Emerson, Nature
Betrachte den Sternenhimmel - alles versinkt um dich her. Wer ist er, wer
bist du. Dein Denken schweigt. Du fühlst dich wie hinweggehoben, zerflattern
... Wer bist du, wer ist er, wenn nicht - Es. Das unfaßbare Selbst,
Gott, das Mysterium. Und dies Mysterium fragt in sich selbst: wer bin ich,
wer bist du. Gott fragt sich selbst in sich selbst - und weiß keine
Antwort, erstummt in sich selbst ...
Christian Morgenstern (2), Stufen. Weltbild: Episode, Tagebuch eines Mystikers, 1906
Starres, stummes Nichts! Kalte, ewige Notwendigkeit! Wahnsinniger Zufall!
Kennt ihr das unter euch? Wann zerschlagt ihr das Gebäude und mich? -
Zufall, weißt du selber, wenn du mit Orkanen durch das Sternen-Schneegestöber
schreitest und eine Sonne um die andere auswehest, und wenn der funkelnde
Tau der Gestirne ausblinkt, indem du vorübergehest? - Wie ist jeder so
allein in der weiten Leichengruft des Alles!
Jean Paul (3, 270f), Siebenkäs
Wer gab uns den Schwamm, um den ganzen Horizont wegzuwischen? Was taten wir,
als wir die Erde von ihrer Sonne losketteten? Wohin bewegt sie sich nun? Fort
von allen Sonnen? Stürzen wir nicht fortwährend? Und rückwärts,
seitwärts, nach allen Seiten? Gibt es noch ein Oben und Unten? Irren
wir nicht wie durch ein unendliches Nichts? Haucht uns nicht der leere Raum
an? Ist es nicht kälter geworden? Kommt nicht immerfort die Nacht und
mehr Nacht?
Friedrich Nietzsche (4, § 125), Die fröhliche
Wissenschaft
Wenn ich die Verblendung und das Elend des Menschen sehe, wenn ich bedenke,
wie das ganze Weltall stumm ist und der Mensch ohne Erkenntnisvermögen
sich selbst überlassen bleibt und sich in diesen Winkel des Weltalls
gleichsam verirrt hat, ohne zu wissen, wer ihn dahin gebracht hat, wozu er
dorthin gekommen ist, was aus ihm nach seinem Tode wird, so gerate ich, jeglicher
Erkenntnis unfähig, in Schrecken wie ein Mensch, den man schlafend auf
eine wüste und grauenerregende Insel gebracht hätte und der erwachte,
ohne sich zurechtzufinden und ohne Möglichkeit, von dort wegzukommen.
Und darauf erstaune ich, wie man denn angesichts eines solch elenden Zustands
nicht in Verzweiflung gerät.
Blaise Pascal (1, Pensèe 198), Gedanken
Wir haben notwendige Wünsche, notwendige Leidenschaften, notwendige Gesetze,
um sie zu unterdrücken; und während wir uns auf unserm Ameisenhaufen
um einen Strohhalm zanken, geht das Universum seinen Gang nach ewigen und
unwandelbaren Gesetzen, denen auch das Atom, was wir Erde nennen, unterworfen
ist.
Voltaire, Über das Gute und das Böse in der physischen
und in der moralischen Welt
Wohlan! solange meinen Augen der Anblick, dessen sie nicht satt werden, nicht
entzogen wird, solange ich den Mond anschauen darf und die Sonne, solange
mein Auge an den übrigen Gestirnen haften kann, ihren Auf- und Untergang,
ihre Entfernungen erforschend und die Gründe, warum sie schneller oder
langsamer dahineilen, solange ich in der Nacht die Menge der leuchtenden Sterne
betrachten darf [...]: solange ich mich damit beschäftigen und mich,
soweit es Menschen vergönnt ist, in den Himmel aufschwingen kann, solange
ich den Geist über die Erde halten kann, der danach trachtet, verwandte
Naturen zu schauen - was liegt daran, wo mein Fuß auftritt!
Seneca (1, 119f), Vom glückseligen Leben
Oft auch ist mir,
ein mächtig gewölbter
kristallener Spiegel
sei dieser Himmel,
und was wir staunend
Gestirne nennen,
das seien Millionen
andächtiger Augen,
die strahlend
in seinem Dunkel sich spiegeln.
Christian Morgenstern (3), In Phanta's Schloß. Kosmogonie
Aber der bloße Gedanke, daß sie [die Sterne] so außer und
über allem Irdischen sind, das Gefühl, daß alles Irdische
davor so verschwindet, daß der einzelne Mensch gegen diese in dem Luftraum
verstreuten Welten so unendlich unbedeutend ist, daß seine Schicksale,
sein Genießen und Entbehren, worauf er einen so kleinlichen Wert setzt,
wie nichts gegen diese Größen verschwinden, dann, daß diese
Gestirne alle Menschen und alle Zeiten des Erdbodens verknüpfen, daß
sie alles gesehen haben vom Angebeginn an und alles sehen werden, darin verlier'
ich mich immer in stillem Vergnügen beim Anblick des gestirnten Himmels.
Wilhelm von Humbolt (2, 114f), Brief an Charlotte Diede,
17. Oktober 1825
Und dann sind die Planeten, die wie unsere Erde als andere Erden in dem ungeheuren
Raume schweben, der uns zunächst an uns durch sie geoffenbart wird. Dann
sind weiter außer ihnen die Fixsterne, die in dem noch viel größeren
Raume, den sie darstellen, bestehen, und deren Größe sowie die
Größe des Raumes wir durch Zahlen ausdrücken, aber in unserem
Vorstellungsvermögen nicht fassen können. Dann geht, wie unsere
Fernröhre zeigen, der körpererfüllte Raum fort und fort. Wir
nennen das alles die Welt und heißen sie das größte Wunder.
Aber auf den Dingen der Welt ist ein noch größeres Wunder, das
Leben. Wir stehen vor dem Abgrund dieses Rätsels in Staunen und Ohnmacht.
Das Leben berührt uns so innig und hold, daß uns alles, darin wir
es zu entdecken vermögen, verwandt, und alles, darin wir es nicht sehen
können, fremd ist, daß wir seine Zeichen in Moosen, Kräutern,
Bäumen, Tieren liebreich verfolgen, daß wir sie in der Geschichte
des menschlichen Geschlechts und in den Darstellungen einzelner Menschen begierig
in uns aufnehmen, daß wir Leben in unseren Künsten dichten und
daß wir uns selber ohne Leben gar nicht zu denken vermögen.
Adalbert Stifter (1), Mein Leben
Diese Dimensionen imponieren mir gar nicht, ich bin abgebrüht. Aber eine
Sorge habe ich: ein Zentrum, um das sich "Alles" bewegt, verwandelt
das Weltall in eine Kugel. Nun finde ich es von vollendeter Abgeschmacktheit,
mir das Universum als eine Kugel - eine Art großen Kartoffelkloß
oder Eisbombe - vorzustellen. [...] Sodann aber geht doch dabei nicht mehr
und nicht minder wie die Unendlichkeit des Universums flöten. Denn eine
"kugelförmige Unendlichkeit" ist doch Blech. Und ich muß
mir zu meinem geistigen Komfort unbedingt noch irgend etwas außer der
menschlichen Dummheit als unendlich denken können!
Rosa Luxemburg (1, 127), Brief an Luise Kautsky, 26. Januar
1917
Für mich war das ganze Universum leer, ohne Leben, ohne Sinn, ohne Willenskraft,
ja, ohne Feindseligkeit; es war eine einzige, unermeßlich große,
todbringende Dampfmaschine, die in ihrer tödlichen Gleichgültigkeit
vor sich herstampfte und mich Glied für Glied zermalmte. Ein ödes,
düsteres, einsames Golgatha, eine Todesmühle! Warum waren die Lebenden,
die dorthin verbannt waren, ohne Gefährten? Warum hatten sie ein Bewußtsein?
Warum, wenn es keinen Teufel gibt - oder ist der Teufel etwa euer Gott?
Thomas Carlyle
Der Kampf zwischen Tag und Nacht war stets ein wundervolles Schauspiel am
reinen Himmel. Rechts, mitten im dunkelrosigen Aether blinkte traulich hell
der Abendstern; der Mond, in voller Pracht, warf sein funkelndes Netz nach
mir im Meere aus. Nun wandt' ich ihm zur Heimkehr den Rücken. Dem Blicke,
der dahin schweifte, wo Du weilest, von wo Du nach dem Monde sähest,
trat, dicht über dem verwandten Siebengestirn, ernst und hell, mit wachsendem
Lichtschweife, der Komet entgegen. Mir hatte er nichts Schreckendes, wie mir
überhaupt nichts mehr Furcht einflösst, weil ich so gar kein Hoffen,
gar keine Zukunft mehr habe; ich musste sogar recht ernst über die Scheu
der Leute vor dem Erscheinen solchen Gestirnes lächeln, und wählte
es mit einem gewissen übermüthigen Trotze zu meinem Gestirn. Ich
sah in ihm nur das Ungewöhnliche, Leuchtende, Wunderbare. Bin ich so
ein Komet? Brachte ich Unglück?
Richard Wagner (1, 46f), Tagebuch aus Venedig: 29. September
1858
Wir träumen von Reisen durch das Weltall - Ist denn
das Weltall nicht in uns? Die Tiefen unsers Geistes kennen wir nicht - Nach
Innen geht der geheimnisvolle ihren Weg. In uns, oder nirgends ist die Ewigkeit
mit ihren Welten - die Vergangenheit und Zukunft. Die Außenwelt ist
die Schattenwelt - Sie wirft ihren Schatten in das Lichtreich. Jetzt scheints
uns freilich innerlich so dunkel, einsam, gestaltlos - Aber wie ganz anders
wird es uns dünken - wenn diese Verfinsterung vorbei, und der Schattenkörper
hinweggerückt ist - Wir werden mehr genießen als je, denn unser
Geist hat entbehrt.
Novalis (2, 8), Vermischte Bemerkungen [Blüthenstaub]
Es gibt ein chaotisch gestaltetes Wesen, das war schon vor Himmel und Erde.
Still und leer, steht es allein und verändert sich nicht, kreist es und
erschöpft sich nicht. Vielleicht ist es die Mutter der zehntausend Dinge.
Ich kenne seinen Namen nicht. Daher nenne ich es den Weg. Ich finde keinen
besseren Namen und bezeichne es als groß. Es ist groß, und es
fließt dahin, es fließt immer weiter, und auch wenn es wegfließt,
kommt es zurück. Der Weg ist groß, der Himmel ist groß, die
Erde ist groß und auch der Mensch ist groß. Dies sind die vier
großen Kräfte des Universums, und der Mensch ist eine davon. Der
Mensch folgt der Erde, die Erde folgt dem Himmel, der Himmel folgt dem Weg,
der Weg folgt seiner eigenen Natur.
Lao-tse, Tao Te king
So ist denn also das Universum ein Einiges, Unendliches, Unbewegliches. Ein
Einiges, sage ich, ist die absolute Möglichkeit, ein Einiges die Wirklichkeit;
ein Einiges die Form oder Seele, ein Einiges die Materie oder der Körper;
ein Einiges die Ursache; ein Einiges das Wesen, ein Einiges das Grösste
und Beste, das nicht soll begriffen worden können, und deshalb Unbegrenzbare
und Unbeschränkbare und insofern Unbegrenzte und Unbeschränkte,
und folglich Unbewegliche.
Giordano Bruno (1, 97), Von der Ursache, dem Princip und
dem Einen
Mein Bruder bat die Vögel um Verzeihung. Das scheint sinnlos, und doch
hatte er Recht; denn alles ist wie ein Ozean, alles fließt und grenzt
aneinander; rührst du an ein Ende der Welt, so zuckt es am anderen.
Fjodor M. Dostojewski, Die Brüder Karamasow (Sosima)
Das All war immer so beschaffen, wie es jetzt ist, und wird immer so sein.
Denn nichts ist da, wohinein es sich umwandeln kann. Denn neben dem All ist
nichts, was in es eintreten und die Umwandlung bewirken könnte.
Epikur (1, 7), Briefe
Denn was ist ausgenommen von der Gefahr des Wechsels? Die Erde nicht, der
Himmel nicht, auch nicht das Ganze aller Dinge. Es wird nicht immer diesen
gleichen Gang haben; es wird einmal der Tag kommen, der alles aus seiner Bahn
wirft. Alles verläuft in bestimmten Zeiträumen; es muß werden,
wachsen, vergehen. Die Gestirne, die Du über Dir ihren Weg ziehen siehst,
und diese Erde, mit der wir verwachsen sind und auf der wir wie auf festem
Grund zu stehen glauben, werden dahingerafft werden und vergehen.
Seneca (1, 147f), Vom glückseligen Leben
Höre also endlich auf, dir Sorge zu machen. Aber du bist vielleicht mit
dem Lose unzufrieden, das dir infolge der Einrichtung des Weltalls beschieden
ist? Da rufe dir diese Alternative ins Gedächtnis: Entweder waltet eine
Vorsehung oder der Zusammenstoß von Atomen [...] Da beachte doch, wie
schnell alles ins Grab der Vergessenheit sinkt, welcher unermeßliche
Abgrund der Zeit vor dir war und nach dir kommen wird, wie nichtig das Lobgetöne
ist, wie wandelbar und urteilslos diejenigen sind, die dir Beifall zollen,
und wie klein der Kreis, auf den dein Ruhm beschränkt bleibt! Ist ja
doch die ganze Erde nur ein Punkt im All, und welch kleiner Winkel auf ihr
ist deine Wohnung! Und hier, wieviel sind derer, die dich preisen werden,
und von welcher Beschaffenheit sind sie? Denke also endlich daran, dich in
jenes kleine Gebiet zurückzuziehen, das du selbst bist, und vor allem
zerstreue dich nicht und widerstrebe nicht, sondern bleibe frei und sieh alle
Dinge mit furchtlosem Auge an, als Mensch, als Bürger, als sterbliches
Wesen.
Marc Aurel (1, 31), Sebstbetrachtungen
Der Mensch ist nur ein Schilfrohr, das schwächste der Natur, aber er
ist ein denkendes Schilfrohr. Das ganze Weltall braucht sich nicht zu waffnen,
um ihn zu zermalmen; ein Dampf, ein Wassertropfen genügen, um ihn zu
töten. Doch wenn das Weltall ihn zermalmte, so wäre der Mensch nur
noch viel edler als das, was ihn tötet, denn er weiß ja, daß
er stirbt und welche Überlegenheit ihm gegenüber das Weltall hat.
Das Weltall weiß davon nichts. Unsere ganze Würde besteht also
im Denken. Daran müssen wir uns wieder aufrichten und nicht an Raum und
Zeit, die wir nicht ausfüllen können. Bemühen wir uns also,
gut zu denken: das ist die Grundlage der Moral.
Blaise Pascal (1, Pensèe 200), Gedanken
Allein, es schafft keine geringe Erleichterung, wenn ich bedenke, daß
wir uns nicht so über die ungeheure, geradezu unendliche Weite des äußersten
Himmels wundern müssen, als vielmehr über die Kleinheit von uns
Menschen, die Kleinheit dieses unseres so winzigen Erdkügelchens.
Johannes Kepler
Wer das Universum betrachtet, wird zur Demut angeleitet: er wird bald davon
ablassen, das irdisch Große und Größte noch als groß
anzustaunen, sobald er sich gehörig vergegenwärtigt, wie groß
die Zahl der Erden ähnlich der unsrigen und aller der sie bevölkernden
Wesen sein muß.
Christian Huygens
Ich sehe diese entsetzlichen Weiten des Weltalls, die mich einschließen,
und ich finde mich an einem Winkel dieses gewaltigen Raums gefesselt, ohne
daß ich weiß, warum ich an diesem Ort und nicht vielmehr an einen
anderen gestellt bin und warum die kurze Frist, die mir zu leben gegeben ist;
mir gerade zu diesem Zeitpunkt und nicht vielmehr zu einem anderen der ganzen
Ewigkeit, die auf mich folgt, bestimmt ist. Ich sehe überall nur Unendlichkeiten,
die mich wie ein Atom und wie einen Schatten einschließen, der nur einen
unwiederbringlichen Augenblick lang dauert.
Blaise Pascal (1, Pensèe 427), Gedanken
Die Erde blutet unterm Helmkopf
Sterne fallen
Der Weltraum tastet.
Schauder brausen
Wirbeln
Einsamkeiten.
Nebel
Weinen
Ferne
Deinen Blick.
August Stramm (1, 60), Wunde
Ich ging durch die Welten, ich stieg in die Sonnen und flog mit den Milchstraßen
durch die Wüsten des Himmels; aber es ist kein Gott. Ich stieg herab,
soweit das Sein seine Schatten wirft, und schauete in den Abgrund und rief:
>Vater, wo bist du?
<
aber ich hörte nur den ewigen Sturm, den niemand regiert, und der schimmernde
Regenbogen aus Wesen stand ohne eine Sonne, die ihn schuf, über dem Abgrunde
und tropfte hinunter. Und als ich aufblickte zur unermeßlichen Welt
nach dem göttlichen Auge, starrte sie mich mit einer leeren bodenlosen
Augenhöhle an; und die Ewigkeit lag auf dem Chaos und zernagte es und
wiederkäuete sich.
Jean Paul (3, 270f), Siebenkäs